Warum es so wichtig ist, die Komfortzone regelmäßig zu verlassen - ein Erfahrungsbericht

 

Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal getan?

Nina saß vor einer Weile mit Zuzana in einem Café. Klar, zusammen mit einer Freundin Tee schlürfen in einem Café ist nicht das erste Mal.

Aber wir kamen auf das Thema als Zuzana mir (Nina) in voller Euphorie erzählte, dass sie das erste Mal in ihrem Leben auf einem Pferd geritten ist. Sie erzählte mir wie sie auf dem Pferderücken saß und schon in der zweiten Stunde galoppiert ist. Wow, das schon nach so kurzer Zeit, dachte ich mir. Kurze Erinnerungen zum Voltigieren in meiner Kindheit kamen hoch.

Komfortzone verlassen indem man zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Pferd sitzt

Zuzana sitzt das erste Mal auf einem Pferd.


Ich wurde gleich angesteckt von Zuzanas Gefühl des Wagnisses & der verbundenen Glückseligkeit.


Wir kamen auf Dinge, die wir das erste Mal gemacht haben.

So bin ich neulich bei einem organisierten Treffen auf 10 Leute gestoßen, die ich nicht kannte und zudem wussten wir alle nicht genau, was der Hintergrund des Treffens ist. Der Aufhängepunkt war, dass wir allesamt einen Blog lesen. Das war spannend, denn schnell kam es zu interessanten Gesprächen und Gemeinsamkeiten.

Auch beim Kurs für Ausdrucksmalen stieß ich auf neue Menschen, die kreativ und offen für Neues sind. Die Leitung gab uns den Auftrag, eine Geschichte in 15 Minuten zu schreiben. Der Auftrag gefiel mir zunächst überhaupt nicht.

Ist ja klar, die Komfortzone hat sich gemeldet.


Ich hatte keine Lust nach dem eigentlichen Arbeitstag etwas unter Zeitdruck zu schreiben. Offensichtlich war ich mit meiner Anti-Haltung nicht alleine, es gefiel keinem. Doch die Kursleiterin war unbeeindruckt von unserem Raunen. Und das Resultat war so genial. Ich war stolz auf mich, denn ich "schaffte" in der vorgegebene Zeit eine kleine Geschichte, mit der ich sehr zufrieden war. Sie hatte einen Anfang, ein Ende, einen roten Faden und der Inhalt hatte Tiefe und Humor - so auch das Feedback einiger Leute.

Doch dann ging es weiter. Es klingelte in meinem Ohr:

"Verlasse deine Komfortzone das zweite Mal heute!"

Völlig selbstverständlich bat die Leiterin unsere Geschichten vorzulesen. Auch hier ein Raunen im Raum. Empörte Fragen kamen auf. "Warum haben Sie uns nicht zu Anfang darauf hingewiesen, dass die Geschichten auch vorgelesen werden sollen? Die Kursleiterin war ein zweites Mal sichtlich unbeeindruckt. Ihre Antwort war nur:


"Ich zwinge keinen zu etwas. Wer vorlesen will, der tut es. Wer nicht, der nicht. Es wäre nur schade, da jede Geschichte ein wahrer Schatz ist."


Tatsächlich, so war es! Wir hörten 10 wundervolle Geschichten, u.a. auch meine.

Ich war beeindruckt und zeitgleich berührt von allen Geschichten. Und ich war beeindruckt von den Reaktionen von den Teilnehmer:innen. Feedback zu den Geschichten zu geben und zu hören, war einfach nur fabelhaft. Ich radelte euphorisch nach Hause. Alle Anstrengungen vom Arbeitstag waren verflogen.

Komfortzone verlassen in dem man an einem Kurs für Ausdrucksmalen teilnimmt

Nina besucht das erste Mal den Kurs “Ausdrucksmalerei”

Auch Meli hat 2021 ihre Komfortzone um ein großes Stück erweitert!

Und es war ein großer Schritt für mich (Meli) meine Komfortzone zu verlassen. Aber von vorne!

Im Mai 2021 wohnt ich für 2,5 Monate auf einer kleinen, ganz wunderbaren Insel in Indonesien - Gili Air. Dank Corona waren die Preise niedrig und die Insel ganz ruhig und friedlich. So kam es, dass ich mich für 2 Monate in dem Tauchresort “Manta Dive” einquartierte - aber nicht, weil ich dachte, dass ich tauchen lernen werde - sondern weil es total schön war und man direkt vor der Tür schnorcheln gehen konnte.

Komfortzone verlassen in dem man das erste Mal tauchen geht

Das erste Mal TAUCHEN für Meli in Indonesien

Denn Schnorcheln liebe ich - auch wenn das freie Paddeln im Meer nicht zu meinen einfachsten Übungen gehört. Ein bisschen Überwindung gehört für mich schon dazu. Deshalb dachte ich auch immer, dass ich nicht tauchen lernen kann. Ein fest verankerter, negativer Glaubenssatz ;).

Ich dachte mein ganzen Leben lang, ich kann das nicht.

Warum? Ganz klar, wegen jeder Menge falscher Glaubenssätze.

Zum Beispiel dachte ich,…

… ich habe Angst im offenen, tiefen Wasser.

… ich dachte, ich verstehe die Technik nicht und ich bekomme bestimmt keinen Druckausgleich hin,

… ich habe doch Angst vor Haien und

… außerdem werde ich auch noch seekrank auf dem Boot.

Tja und deshalb habe ich es “zur Sicherheit” gleich gar nicht probiert und bin in meiner Komfortzone geblieben.

Naja und da wohnte ich nun in dem Tauchresort mit all den begeisterten Tauchern um mich herum und mit der tollsten Tauchlehrerin Elin in meiner Unterkunft. Und als sie mich mal wieder fragte, ob ich es nicht doch mal probieren möchte, sagte ich plötzlich:

Ja!!! Ja, lass es uns mal probieren!

Und wir probierten es. Elin nahm sich alle Zeit der Welt und zeigte mir und meiner Freundin erst alles in Ruhe im Pool und anschließend ging es direkt raus ins Meer zum Riff um die Ecke. Und was soll ich sagen? Es war großartig!!! Die Unterwasserwelt ist wunderschön und das mit der Technik eigentlich ganz easypeasy (wie Elin immer sagte). Ich hab gelernt, dass Haie gar nicht gruselig sind, sondern toll. Und gegen Seekrankheit kann man Tabletten nehmen.

Raus aus der Komfortzone - das erste Mal tauchen

Meli wagt sich, taucht hinab und hat heute diverse Tauchscheine

Da waren sie dahin, meine ganzen komischen Glaubenssätze und ich habe mich außerhalb meiner Komfortzone bewegt!

Im Anschluss entschloss ich mich sofort meinen Open Water-Tauchschein zu machen, danach noch den Advanced und die Nitrox-Zertifizierung :D. Nun bin ich voll im Tauchfieber und kann es kaum erwarten das nächste Mal ins Wasser zu hüpfen. Es lohnt sich also, seine Komfortzone immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.


Klar wurde uns dadurch, dass

1. wir uns den (Zeit)druck selbst gemacht habe

2. es gut tut, aus der Komfortzone zu kommen

3. einige Glaubenssätze tief in uns verankert sind und sie unbedingt ausgegraben werden müssen, um eine Frischekur zu bekommen

4. ein Sprung ins kalte Wasser erfrischend sein kann und Lust auf mehr macht

stolze Taucherin nachdem sie sich überwunden und die eigenen Komfortzone verlassen hat

Mittlerweile taucht Meli auch nachts

Denkt doch mal zurück. Was habt ihr das erste Mal getan? Das erste Mal küssen, das erste Mal verliebt sein, das erste Mal in die Uni gehen, das erste Mal eine Sportart machen... Wann hast Du Deine Komfortzone das letzte Mal verlassen?


Alle ersten Male haben etwas gemeinsam: Sie sind alle aufregend und spannend.


Und klar, es ist nicht immer einfach seine eigene Komfortzone zu verlassen und ja, erste Male können auch enttäuschend sein. Aber wir können es nicht vorher wissen, bevor wir es nicht ausprobiert haben. Und dann kann es auch mit anderen Personen und in anderer Umgebung wieder komplett anders sein. Die Spannung bleibt. Genau das braucht unser Gehirn auch. Für unser Gehirn ist es bereichernd die Komfortzone zu verlassen sowie neue Inputs und Impulse zu erhalten. Es ist auf Leistung gepolt - egal in welchem Alter!

Viele Sachen liegen auch im Auge des Betrachters. Sind wir achtsam, sehen wir viele Dinge mit anderen Augen.

"Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht." (Christian Morgenstern)